Alkohol im Körper
Was geschieht, wenn Alkohol getrunken wird?
Im folgenden Abschnitt ist beschrieben, wie sich Alkohol nach der Einnahme im ganzen Körper verteilt und welche Organe am Abbau und der Ausscheidung beteiligt sind.
Sofort nach der Einnahme von Alkohol beginnt die Aufnahme ins Blut, denn ein kleiner Teil gelangt über die Mundschleimhaut und die Schleimhaut der Speiseröhre direkt in die Blutbahn. Bis zu einem Viertel wird über
die Magenschleimhaut aufgenommen, und der Rest gelangt über den Darm, in erster Linie über den oberen Dünndarm, ins Blut.
Alkohol kann mehr oder weniger schnell ins Blut gelangen. Es gibt verschiedene Faktoren, die die Aufnahmegeschwindigkeit erhöhen:
• warme alkoholische Getränke
• kohlensäurehaltige alkoholische Getränke
• Getränke mit Alkohol und Zucker
• schnelles Trinken
• leerer Magen
• individuelle Faktoren, z.B. Krankheiten
Je schneller Alkohol ins Blut gelangt, desto schneller steigt die Blutalkoholkonzentration an, und man wird schneller betrunken. Im Gegensatz dazu steigt die Blutalkoholkonzentration langsamer an, wenn die Magenentleerung verzögert ist. Nahrung ist hierbei der Hauptfaktor. Sie führt dazu, dass der Alkohol länger im Magen bleibt und später in den Darm gelangt.
Einmal im Blut angelangt, verteilt sich Alkohol schnell und gleichmässig im Körper und gelangt so in alle Organe. Die maximale Blutalkoholkonzentration ist in der Regel nach etwa 60 Minuten erreicht. Bei der Messung der Blutalkoholkonzentration ist jener Teil des Alkohols nachweisbar, der im Magen-Darm-Trakt und in der Leber nicht schon wieder abgebaut worden ist.
Alkohol löst sich besser im Wasser als im Fett. Deshalb hängt die Blutalkoholkonzentration im Wesentlichen von der Menge des Körperwassers ab.
Wer schwerer ist, hat in der Regel mehr Körperwasser und damit bei gleicher konsumierter Menge eine tiefere Blutalkoholkonzentration. Bei gleichem Körpergewicht haben Personen mit mehr Fettgewebe weniger Körperwasser.
Um die Blutalkoholkonzentration in Promille zu berechnen, muss die Menge des konsumierten Alkohols und das Körpergewicht der betreffenden Person bekannt sein. Zudem ist zu berücksichtigen, dass Frauen durchschnittlich mehr Körperfett und weniger Körperwasser pro Kilogramm Körpergewicht aufweisen als Männer. Bei Männern macht das Körperwasser ca. 68% des Gewichts aus, bei Frauen nur ca. 55%. Bei der Berechnung der Promille wird deshalb eine entsprechende Konstante von 0,68 für Männer bzw. 0,55 für Frauen angenommen. Die unterschiedlichen Anteile Körperwasser und Körperfett bei Männern und Frauen führen dazu, dass die Blutalkoholkonzentration bei gleicher Menge konsumierten Alkohols bei einer Frau in der Regel höher ist als bei einem Mann mit demselben Körpergewicht.
In der nebenstehenden Formel wird angenommen, dass ein Glas 12 g reinen Alkohol enthält (so genanntes Standardglas). Dies entspricht etwa dem Anteil reinen Alkohols in den Getränkegrössen, die in Restaurants normalerweise ausgeschenkt werden: eine Stange Bier, ein Glas Wein, ein Schnaps (3 dl Bier, 1 dl Wein, 2 cl Spirituosen).
Wird der Alkohol über eine längere Zeit verteilt eingenommen oder zu einer Mahlzeit getrunken, steigt die Blutalkoholkonzentration nicht so rasch an. Der Körper kann während dieser Zeit einen Teil des Alkohols bereits wieder abbauen, pro Stunde durchschnittlich 0,1 bis 0,15‰. Bis zu 10% des Alkohols wird über Lungen, Nieren und Haut ausgeschieden. Der grössere Teil wird aber in der Leber abgebaut. Dafür sind verschiedene Enzyme verantwortlich. Dieser Abbau ist im folgenden Kapitel beschrieben.
Wir reagieren nicht alle gleich auf Alkohol!
Geschlechtsunterschiede
Frauen vertragen Alkohol in der Regel weniger gut als Männer. Das heisst: Die gleiche Menge Alkohol ist für Frauen schädlicher als für Männer. Dafür gibt es zwei Gründe:
• Frauen haben im Verhältnis zum Körpergewicht durchschnittlich mehr Körperfett und weniger Körperwasser. Da sich Alkohol in Wasser besser löst als in Fett, ist nach dem Konsum gleicher Mengen die Alkoholkonzentration im Blut bei Frauen in der Regel höher als bei Männern mit gleichem Körpergewicht.
• Frauen verfügen über geringere Mengen des alkoholabbauenden Enzyms ADH. Dies kann ein weiterer Grund für eine höhere Blutalkoholkonzentration sein.
Altersunterschiede
Wirkungen und Risiken des Alkoholkonsums hängen auch vom Alter ab. Jugendliche vertragen Alkohol weniger gut als Erwachsene und sind zudem seinen schädlichen Einflüssen stärker ausgesetzt. Jugendliche sind in der Regel leichter als Erwachsene. Der Alkohol verteilt sich damit auf eine kleinere Menge Körperwasser, die Blutalkoholkonzentration ist höher. Auch bei Jugendlichen kommen zusätzlich geschlechtsspezifische Unterschiede hinzu. Die Enzyme, die den Alkohol in der Leber abbauen, sind bei Jugendlichen in geringerer Menge vorhanden als bei Erwachsenen. Es ist jedoch schwierig, allgemeine Aussagen über die Abbaugeschwindigkeit bei Jugendlichen zu machen, da diese vom Entwicklungsstand abhängig ist. Alkoholkonsum im Jugendalter kann körperliche Entwicklungsprozesse wie das Knochenwachstum beeinträchtigen. Der chronische oder akute Alkoholkonsum kann dabei die Konzentration des Wachstumshormons, das für die Knochen- und Muskelentwicklung wichtig ist, senken. Unter Umständen kann er auch die Körpergrösse beeinflussen. Neuere Erkenntnisse der Neurowissenschaft und Kinderpsychiatrie weisen darauf hin, dass die Gehirnentwicklung erst nach dem 20. Lebensjahr vollständig abgeschlossen ist. Dies ist vermutlich ein Grund dafür, dass das Gehirn von Jugendlichen für alkoholbedingte Schäden anfälliger ist. In Untersuchungen konnten Effekte von Alkohol auf das Gehirn im Bereich der Lernfähigkeit und der Entscheidungsfindung nachgewiesen werden. Den Jugendlichen fehlt meist die Erfahrung, wie viel Alkohol sie vertragen. Wenn sie sich betrinken, verlieren sie die Kontrolle über den Konsum und es kann zu gefährlichen Alkoholvergiftungen kommen. Je jünger Jugendliche mit dem Konsum von Alkohol beginnen, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, später eine Alkoholabhängigkeit zu entwickeln. Jugendliche müssen zahlreiche Entwicklungsaufgaben bewältigen. Die Berufswahl und der Abschluss einer Ausbildung sind für das weitere Leben sehr wichtig. Übermässiger Alkoholkonsum kann dazu führen, dass solche Entwicklungsaufgaben vernachlässigt werden. Ältere Erwachsene vertragen Alkohol ebenfalls weniger gut, da der Anteil Körperwasser pro Kilogramm Körpergewicht mit dem Alter wieder abnimmt. Der Körper braucht im Alter auch länger für den Abbau von Alkohol.
Individuelle Unterschiede
Es gibt individuelle, genetisch bedingte Unterschiede bei den am Alkoholabbau beteiligten Enzymsystemen. Ein atypisches Enzymsystem tritt bei Asiaten häufig, bei anderen Ethnien vereinzelt auf. Bei Menschen mit einem solchen Enzymsystem reagiert der Körper auf den Konsum von Alkohol sehr heftig: Die Enzyme bauen den Alkohol entweder sehr schnell oder das Abbauprodukt Azetaldehyd sehr langsam ab. Beides bewirkt eine starke Ansammlung des giftigen Azetaldehyds. Der Körper reagiert darauf mit Erweiterung der Hautgefässe, Kopfschmerzen, Übelkeit, Benommenheit, Herzklopfen und erhöhter Herzfrequenz. Diese Reaktion wird Flush-Syndrom genannt (to flush = erglühen, erröten).
Auch Medikamente und Krankheiten können die Wirkung von Alkohol beeinflussen. Medikamente können zum Beispiel seinen Abbau beeinträchtigen, seine Wirkung verstärken, überdecken oder andere unvorhersehbare Wirkungen auslösen. Umgekehrt kann Alkohol auch die Wirkung und den Abbau von Medikamenten beeinträchtigen. Personen, die Medikamente einnehmen, sollten deshalb auf den Alkoholkonsum verzichten oder den Alkoholkonsum mit dem Arzt/der Ärztin besprechen. Wie oben bereits erwähnt, hängt die Blutalkoholkonzentration von der Menge des Körperwassers ab. Personen mit höherem Gewicht haben in der Regel auch mehr Körperwasser und damit bei der gleichen Menge konsumierten Alkohols eine geringere Blutalkoholkonzentration